Im Lessingpark in der Waldstraße Weihe: 03.08.1869/ 01.07.1907

Im Jahre 1869 ließ der Stadtgemeindevorstand gegenüber der Prellerschen Badeanstalt am Beginn der Waldstraße eine Halle errichten, für deren Bau die Großherzogin Sophie aus Weimar (1824-1897) die erforderlichen Mittel bei ihrem Besuch im Sommer 1867 "huldvollst geschenkt" hatte. Die Einweihung der bald als Trinkhalle genutzten Kureinrichtung vollzog Bürgermeister Johann Christian Hertzer am 3.8. 1869. Mit ihrer Rückseite stand die der Großherzogin gewidmete ,,Sophienhalle" an der Schlackenhalde. Die etwa 40 Fuß hohe Halde (1893 geschätzte 35000 cbm) stammte aus der Bergbauzeit Ilmenaus auf Silber und Kupfer, als in den nahen Schmelzhütten auf dem ,,Kleinen Entleich" (heutige Sophienstraße) Erz geschmolzen wurde und die anfallende Schlacke abgelagert werden mußte. Mit dem Bau der Eisenbahn nach Schleusingen 1904 verschwand die Halde allmählich, wobei die Schlacke besonders als Füllmaterial bei Neubauten verwendet wurde. An Stelle der Halde befindet sich seither der Bahnhof Ilmenau-Bad mit dem heutigen Lessingpark.
Die Trinkhalle bot bei weniger gutem Wetter den Kurgästen einen geschützten Aufenthalt. Da sie über ein Lesezimmer mit einer reichhaltigen Auswahl von Zeitungen und Unterhaltungslektüre verfügte, wurde sie zudem auch als Lesehalle bezeichnet. Angenehme Kühle verbreitete vor der Halle ein plätschernder Brunnen, dessen Wasser vom nahen Gebirge kam. Am 03.04.1907 beschloß der Stadt-gemeindevorstand unter Bürgermeister Konrad Angermann, den Platz ,,die Schlackenhalde" für die neue Badesaison zur Benutzung vorzurichten, einzuebnen, zu begrünen und mit einem neuen Springbrunnen auszustatten. Auch sollte die Lesehalle an die Grenze zum nächsten Grundstück (Waldstraße 4) versetzt werden. Für Bauausführung, Neuanstrich und neue Fenster entstanden der Firma Louis Hertzer & Sohn aus Ilmenau Kosten von etwa 1000 Mark. Am 1.Juli 1907 öffnete die Lesehalle an dem jetzigen Standort. Im gleichen Monat stellte das Stadtbauamt am Bahnhof Ilmenau-Bad 800 Fuhren Schlacke zu je 1,50 Mark für Bauzwecke zur Verfügung. Seit der Zeit erinnern nur noch historische Ansichten an die Halde. In den 70er Jahren dieses Jahrhunderts kam das Brunnenbecken vom ehemaligen Staatsminister Dr. Freiherr v. Groß-Platz im nahen Gabelbachtal als Blumenschale in den vorderen Teil des Lessingparks. Die Lesehalle, eine Begegnungsstätte für ältere Bürger Ilmenaus, und der Park werden auch heute noch gern aufgesucht.
Lit.: Text aus  dem Buch von R. Döring „Die Ilmenauer Promenaden“ 1999
Berichte über die Verwaltung der Stadt Ilmenau 1902-1912, Sign. 102802 / Akte Verschönerungsverein 1867-1910, Sign.102073 / Fils, 1886, 36 / Schulz, 1888, 51/ Eckardt, 1891, 212 / Eckardt, 1898, 95 / Kahle, 1906, 18 / Eröffnung, in: Henne, Nr.151 v. 30.6.1907 / Stück, 1932, 30 / Die verschwundene Halde, in: Henne Nr.11, 1. Augustausgabe 1990, 6